Zeitgenössische Berufsbezeichnungen oder: Was bin ich?

Die Frage „Und was machen Sie beruflich?“ hat der ein oder andere sicher schon häufiger gehört. In Zeiten neuer Technologien und Arbeitsbereiche wird deren Beantwortung immer schwieriger. Wibke Ladwig stellt diese Frage in ihrem Blog erneut und lädt alle ein, im Rahmen einer Blogparade eine Antwort darauf zu geben. Hier ist also meine:

Die Frage nach meinem Beruf wurde mir schon häufiger gestellt. Zuletzt am vergangenen Mittwoch in meinem Kurs zum Erlernen der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Um mich herum waren Erzieher, Studenten und FSJler, die sich die Gebärde für ihre Berufsbezeichnung bei anderen Kursteilnehmern abgucken konnten. Ich habe nach einigem Grübeln per Fingeralphabet „Marketing“ hervorgebracht. Und ja, ich kenne jetzt die Gebärde für (Online-)Marketing in der DGS. Aber eine richtige Berufsbezeichnung ist auch das nicht.

Als ich nach meinem Studienabschluss beim Arbeitsamt vorstellig werden musste, wurde ich zur Historikerin gestempelt. Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, aber es half nichts. Das Arbeitsamt kannte keine Bezeichnung für jemanden, der Geschichte, Linguistik und Kulturwissenschaften studiert hatte, die Abschlussarbeit über Politische Kommunikation geschrieben hatte und zum damaligen Zeitpunkt in die PR-Welt einsteigen wollte.

Na ja, irgendwie habe ich es dann jedenfalls von der Praktikantin zur PR-Volontärin und schließlich zur PR-Junior-Beraterin in einer Agentur geschafft. Als ich mich dann neben einer neuen Anstellung teilselbständig machte, habe ich mich beim Finanzamt als freie Texterin angemeldet. Aber auch diese Bezeichnung trifft nicht des Pudels Kern. Denn in meiner freiberuflichen Tätigkeit mache ich inzwischen auch mehr, als nur Texte zu schreiben: ich wickele Projekte ab, halte Vorträge, entwerfe Konzepte…

Bei meinem festen Arbeitgeber ist meine offizielle Bezeichnung „Assistentin im Bereich Werbung„. Diese Bezeichnung ist bewusst offen gehalten und wird auch nicht über festgelegte Aufgaben definiert. Ich pflege die Inhalte auf der Website, füttere die Social Media Kanäle, mache Analytics-Auswertungen und wickele im Print-Bereich das Erstellen von Anzeigen und Broschüren ab. Außerdem flitze ich recht häufig durch die Stadt, um Fotos von Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen zu machen.

Auf meinen privaten Social Media Profilen habe ich mir den Zusatz „Kommunikatorin in Bewegung“ gegeben. Ich weiß, dass auch das sehr schwammig ist. Wenn wir von dem platten Spruch ausgehen, man könne nicht nicht kommunizieren, ist die Bezeichnung „Kommunikatorin“ im Grunde redundant. Aber für mich hat der Zusatz „in Bewegung“ insgesamt die viel größere Bedeutung. Denn das ist es, was mich kennzeichnet: ich bin ständig unterwegs.

Ich fahre zu Barcamps, Messen, Kongressen und meine politischen Aktivitäten – oh ja, man könnte mich auch Politikerin nennen – führen mich durchs ganze Land. Und wenn ich doch in Bremen bin, gehe ich zum DGS-Kurs oder zum Chorsingen oder zum Drachenbootpaddeln. Meiner Familie bleibt dann fast nur noch, facebook-Posts zu verfolgen, wo ich eigentlich gerade wieder stecke.

Wenn ich mir jetzt die vielen Berufsbezeichnungen in diesem Beitrag ansehe, stelle ich fest: ich kann mich nicht über einen Job-Titel definieren. Ich kann mich über meine Taten definieren. Oder auch darüber, wie ich arbeite und mit wem.

Wie fasse ich das also zusammen?

Ich sorge dafür, dass Menschen in diesem Internet etwas zu lesen finden. Und das tue ich verdammt gut 😉

Autor: carolinhinz

Ich bin Carolin, Kommunikatorin und Reisebloggerin mit derzeitiger Heimatbasis in Bremen.